[4] Enzian und Sonnentau

Manche mögen's sauer

Die Sträucher bleiben eher klein und zwischen den dürren Gräsern klaffen zahlreiche Lücken mit offenem Sand – Zwergsträucher aus Heidekraut (Calluna vulgaris) und kahler Boden sind kennzeichnend für das Naturschutzgebiet Eispohl/Sandwehen, das im Hochsommer seine ganze Vielfalt präsentiert. Von den Wegen aus lässt sich diese sandige Heidelandschaft gut erkunden. Feuchte Senken und Kleingewässer schaffen Geländevielfalt, die sich auch in der Artenvielfalt niederschlägt.

Die Highlights des Gebiets wachsen dort, wo der Boden sauer ist: der blau leuchtende Lungenenzian (Genthiana pneumonanthe) und der rötliche Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia), letzterer ein fleischfressender Winzling, der seine Beute mit klebrigen Tropfen fängt, die an Stielen sitzen. Beim winzigen Sonnentau müssen Sie allerdings schon genau hinschauen, um ihn überhaupt zu entdecken. Der Lungenenzian dagegen ist zu seiner Hauptblütezeit im Juli und August nicht zu übersehen. Während der Lungenenzian es auf den trockeneren und höher gelegenen Flächen des Eispohls aushält, finden Sie den Sonnentau nur in den feuchten, tief gelegenen Bereichen, zum Beispiel am Katzenpohl – einem Tümpel, den Sie mit etwas Pech im Sommer gar nicht finden, weil er bei warmer trockener Witterung regelmäßig austrocknet.

Heidegebiete in Bremen – eine Rarität

Nur in den sandigen Geestgebieten von Bremen-Nord sind in Bremen die Voraussetzungen für das Entstehen des Landschaftstyps „Heide" gegeben. Früher wurde das Gebiet um den Eispohl von Schafen beweidet, die der Landschaft ihr typisches Gesicht mit violett blühender Besenheide, zart rosa Glockenheide und hellblauem Bergsandglöckchen gaben. Heute muss die drohende Verbuschung durch Eingriffe des Menschen immer wieder verhindert werden: Regelmäßiges Abschieben des Oberbodens beseitigt die Nährstoffe und lässt den mageren Sand zu Tage treten, auf dem Spezialisten wie Lungenenzian wachsen.

Das Gebiet um den Eispohl, der permanent Wasser führt, muss durch einen Zaun vor dem Betreten geschützt werden, denn die Pflanzenwelt der sandigen Ufer ist sehr trittempfindlich. Die typischen Arten des Gebiets können Sie jedoch auch an den zugänglichen Stellen des Naturschutzgebietes erleben. Halten Sie sich hinter dem Sportplatz rechts, bleiben Sie aber bitte auf den Wegen.

Übrigens ist das Gebiet nicht nur botanisch wertvoll: Achten Sie auf das Gewimmel von Heuschrecken, unter denen gefährdete Arten wie der Kleine Heidegrashüpfer (Stenobothrus stigmaticus) und Warzenbeißer (Decticus verrucivorus) vorkommen. Oder bleiben Sie einen Moment an den offenen Sandflächen der kleinen Dünenhügel stehen. Dort lässt sich beobachten, wie Wildbienen und Grabwespen ein- und ausfliegen, um ihre Brut zu versorgen.

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