[16] Das Eis bricht (Klimawandel)

Es war schon immer so: fragt man ältere Menschen nach dem Wetter ihrer Kindheit, so erzählt fast jeder, dass die Winter früher strenger, länger und schneereicher und die Sommer wärmer und trockener gewesen seien. Manche Erinnerung täuscht und manch milder Winter in den vergangenen Jahrzehnten ist vergessen. Dennoch sprechen die Fakten eine eindeutige Sprache: In den letzten hundert Jahren hat der Winter seinen Charakter, den er über Jahrhunderte gezeigt hatte, verloren.

Um 1900 begann eine geringe, aber merkliche Erwärmung. Die Anblicke, die man von alten Gemälden und Fotos aus Norddeutschland und Holland kennt, von zugefrorenen Kanälen, Seen und Flüssen, Eisläufern, die stundenlang und kilometerweit auf dem Eis liefen, sind größtenteils Vergangenheit. Allerdings gab es auch im 20. Jahrhundert immer wieder strenge Winter: 1939/40, 1945/46, 1946/47, 1962/63, 1978/79 und 1995/96 zum Beispiel.

Die Jahre seit 1989 brechen aber hinsichtlich der Erwärmung alle Rekorde. Seit Jahrhunderten gab es nachweislich keine vergleichbare Erwärmungsphase, vorwiegend zurückzuführen auf erhöhte Wintertemperaturen. Die durchschnittliche Jahrestemperatur Nordwestdeutschlands betrug von 1881–1930 ca. 8,4°C. Die Jahresdurchschnittstemperatur von 1989–1999 9,6°C (nach Jörg Grützmann, Die Winter in Bremen von 1900 – 2003, Oldenburg 2003).

Vieles deutet darauf hin, dass der Mensch durch die Verbrennung der fossilen Energieträger Kohle, Öl und Gas entscheidend zu der Erwärmung des Klimas beiträgt. Auch die Beseitigung riesiger (Ur-)Waldflächen als CO2-Speicher und das Abtauen der Permafrostböden tragen zur Erhöhung des Treibhauseffektes bei. Der weltweite Verbrauch fossiler Energieträger an einem Tag ist höher, als die Menge, die in 1000 Jahren entstanden ist.

Das Klima ändert sich, und zwar rasant. Die Folgen sind nicht abzusehen aber schon zu spüren. Wer die Natur beobachtet, bemerkt es schon seit etlichen Jahren: Vögel, die es früher nur selten oder gar nicht nach Norddeutschland verschlagen hatte, sind immer öfters zu sehen, die Baumblüte beginnt immer früher, neue Pflanzen und Insekten aus dem Süden breiten sich aus. Das mag auf den ersten Blick nicht so dramatisch sein, ist aber nur ein Aspekt der weltweiten Klimaänderung.

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