[1] Altweibersommer

Ende September und in den ersten Wochen im Oktober stellt sich über Mitteleuropa oft eine stabile Hochdruckwetterlage ein. Nebelreichen und kalten Früh- und Abendstunden stehen sonnige und milde Mittagsstunden gegenüber. Es ist windstill und eine Stimmung des Abschiednehmens stellt sich bei vielen Menschen ein: der Hochsommer mit seinen langen Tagen ist vorbei und die Gedanken gehen zu der kommenden dunklen und kalten Jahreszeit. Aber gerade diese Tage zwischen Sommer und Winter haben ihren ganz eigenen Reiz:

Bevor die Blätter von den Bäumen fallen, zeigen sie sich noch in den schönsten Farben, die Zugvögel ziehen in ihre Winterquartiere und legen bei uns einen Zwischenstopp ein, zarte, vom Tau benetzte Spinnennetze der Kreuz- und Zwergspinnen funkeln im Morgenlicht. Etwas ganz charakteristisches ist an diesen Tagen besonders gut zu sehen: an ihren silbrig glänzenden Spinnfäden durch die Luft fliegende Spinnen, die untrennbar mit dem Begriff des Altweibersommers verbunden sind.

Jungspinnen, bei einigen Arten auch die erwachsenen Tiere, lassen sich mit Hilfe ihres Spinnfadens durch die Luft trage. Sie strecken ihren Hinterleib empor und produzieren einen Flugfaden, der, wenn er lang genug ist, vom Wind erfasst wird und die Tiere davonträgt. Dabei können sie mehrer  hundert Kilometer zurücklegen und Höhen von mehreren tausend Metern erreichen.

Die an manchen Tagen massenhaft zu erblickenden Spinnenfäden waren in der mythologischen Vorstellungswelt der Germanen die Schicksalsfäden, die von den Nornen, den Schicksalsgöttinnen, gesponnen wurden. 

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