[10] Parkspaziergang

Grünabbau in Blättern

Pappeln verfärben sich goldgelb, Roteichen werden feuerrot – in jedem Jahr lädt der Laubfall im Herbst zu ausgedehnten Spaziergängen ein. In den Wäldern und baumbestandenen Parks riecht es besonders nach Regenfällen würzig und aromatisch nach Pilzen und moderndem Laub.

Besonders eindrucksvoll lässt sich der Laubfall in den größeren Waldbeständen Bremens erleben, wie dem Stadtwald mit Bürgerpark und auf Geestflächen in Bremen-Nord. Mit nur 480 Hektar Wald ist Bremen jedoch eher als waldarm einzustufen.

Mit der Laubverfärbung bereiten sich die Bäume auf die kalte Jahreszeit vor. Auslöser für das durch Pflanzenhormone gesteuerte Geschehen ist die abnehmende Tageslänge im Herbst, unterstützt durch sinkende Temperaturen. Wenn ein Blatt sich von grüner zu goldgelber Färbung verändert, liegt dies daran, dass der grüne Farbstoff Chlorophyll abgebaut wird. Damit kommen Farbstoffe zur Geltung, die bereits in den Blättern vorhanden waren: Carotine und Xanthophylle bilden die gelben und roten Farben, Anthocyane die Rot- und Violettöne.

Parallel zur Blattfärbung geschieht auch etwas an der Verbindung zwischen Blattstiel und Zweig: Dort bildet sich eine korkartige Trennschicht. Sie unterbindet die Wasserversorgung des Blattes und schafft zugleich eine Sollbruchstelle. Der leiseste Windhauch kann genügen, um das Blatt abfallen zu lassen. Mit dem Korkverschluss an der Blattansatzstelle bildet der Baum einen äußeren Schutz, der verhindert, dass Krankheitserreger wie Bakterien oder Pilze eindringen können.

Anpassung an Wassermangel

Der jährliche Blattfall im Herbst ist vor allem eine Anpassung an den Winter: Denn über die Blätter verliert der Baum das meiste Wasser, und Eiskristalle kann kein Baum aufnehmen. Die niedrigen Temperaturen fahren das Stoffwechselgeschehen in den Pflanzen herunter, so dass die Photosynthese kaum noch möglich ist. Deshalb ist es strategisch günstig, sich im Winter des Blattwerks zu entledigen.

Mit den abgeworfenen Blättern stößt der Baum zugleich angereicherte Umweltgifte ab – Laubfall gleicht einer Entschlackungskur. Nicht zuletzt macht es das offene Laubdach im frühen Frühjahr möglich, dass im nächsten Jahr am Boden genügend Licht für die Frühjahrsblüher zur Verfügung steht. Anemonen oder Scharbockskraut sind zur Keimung auf hohen Lichteinfall angewiesen.

Übrigens werfen auch die Nadelbäume ihre Nadelblätter ab, allerdings Nadel für Nadel und nicht synchron wie die Laubbäume. Bei der Tanne kann eine Nadel bis zu elf Jahre am Zweig verbleiben. Da die Nadeln der Nadelbäume dünn sind und damit nur kleine Oberflächen bilden und da ihre Spaltöffnungen extrem schmal sind, sind sie gegen Wasserverluste besser gefeit als Laubbäume.

Laub im Garten liegen lassen!

Der Laubfall kann auch im Garten heftig sein, wenn viele Laubgehölze darin stehen. So mancher Gartenbesitzer greift gleich zur Harke, wenn die ersten Blätter am Boden liegen. Dies ist grundfalsch: Denn die Blätter sind für den Gartenboden der beste Dünger. Vor allem aber bilden die Laubschichten wichtige Verstecke und Überwinterungsquartiere für unzählige Kleintiere, darunter Nützlinge wie Marienkäfer, die sich von den ungeliebten Blattläusen ernähren. Wenn Sie das Laub liegen lassen, betreiben Sie nicht nur eine umweltschonende Form der Düngung, sondern auch biologische Schädlingsbekämpfung. Lassen Sie also den Nützlingen ihre Winterquartiere!

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