[28] Eine Nachtwanderung zum Wachtelkönig

Spätzünder

Der Wachtelkönig (Crex crex) ist ein Sonderfall unter den Vögeln, die im Grünland brüten: Da er erst spät im Jahr – Anfang Mai bis Anfang Juni – aus seinen Überwinterungsgebieten zurückkehrt, kann es bis Anfang August dauern, bis die ersten Jungtiere flügge geworden sind. Bis dahin ist die Art sensibel gegenüber Störungen durch die Landwirtschaft, vor allem die Mahd der Flächen. Doch kaum ein Landwirt kann solange mit der Mahd seines Grünlandes warten. Deshalb kommt er nur in spät gemähten Flächen vor – und die gibt es angesichts intensiver Grünlandnutzung fast nur noch in Gebieten mit strengen Nutzungsauflagen.

Bedeutsame Brutgebiete in den Borgfelder Wümmewiesen

Eines dieser Gebiete sind die Borgfelder Wümmewiesen. Sie haben sich zu einem bedeutsamen Brutgebiet des seltenen Wachtelkönigs entwickelt, der die höherwüchsigen Grünlandbereiche bevorzugt.

Inzwischen weiß man nicht nur, wo sich Wachtelkönige im Gebiet aufhalten, sondern auch, wie groß ihre Reviere sind. Man hat zahlreiche Tiere mit Sendern versehen und etwa 200 Tiere beringt. Durch diese Untersuchungen wurde klar, dass die Wachtelkönige in den Borgfelder Wümmewiesen weit mobiler sind als bisher angenommen: Sie tauschen des Öfteren ihre Rufplätze und wechseln tagsüber ihre Aufenthaltsorte.

Nachts mit gespitzten Ohren durch Wiesenweiten

Um dem Wachtelkönig auf die Spur zu kommen, muss man in der Abenddämmerung seine Wanderung mit gut gespitzten Ohren starten. Im Frühsommer, wenn die Männchen um die Weibchen balzen, lässt sich der namengebende Ruf „crex crex" über recht große Entfernungen hören. Es hört sich in etwa so an, als würde man einen Holzstab über einen Kamm ziehen. Aufgrund seiner braunen Tarnfärbung haben Sie jedoch so gut wie keine Chance, einen Vogel in den Seggen oder Rohrglanzgrasbeständen zu entdecken.

Dafür aber versprechen diese nächtlichen Exkursionen Hörerlebnisse der besonderen Art: Nicht nur „crex crex" macht es in den Wümmewiesen, sondern Sie können mit etwas Glück auch Rohrammern, Rohr- und Feldschwirle und Bekassinen hören. Und vielleicht wartet auf Sie im Mondlicht auch „Bahnbrechendes" aus der Tierwelt, wenn zum Beispiel Rehe plötzlich aus einem Dickicht auftauchen und fliehen.

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