[17] Frühlingsspaziergang in den Wallanlagen

Wie oft sind Sie schon durch die Wallanlagen gelaufen? Sind Ihnen dabei auch die besonderen, nur selten zu sehenden Bäume aufgefallen? Kommen Sie mit auf eine kleine Wanderung durch die Wallanlagen, wie sie von Bettina Hesse im Jubiläumsband zum 200. Geburtstag der Wallanlagen 2002 von Stadtgrün Bremen herausgegeben wurde: "Zwischen Lust und Wandel" heißt dieses Buch, das in der Edition Temmen erschienen ist. 

Der Rundgang beginnt am Ansgaritorhaus (an der Haltestelle "Am Wall"), führt zum Theaterberg und auf der anderen Seite des Wallgrabens zurück.

Beim Ansgaritorhaus steht eine Farnblättrige Buche (Fagus sylvatica 'Asplendifolia') die mit ihren fiederspaltigen bis geschlitzten Blättern nicht leicht als Buche erkannt wird. Wir gehen auf dem Weg unterhalb der Mühle am Stadtgraben entlang und finden hier einen Trompetenbaum (Catalpa bignoides), der im südöstlichen Nordamerika beheimatet ist, durch seine bis zu 20 cm großen, hellgrünen, herzförmigen Blätter auffällt und wunderschön blüht, ein wenig an Kastanien erinnernd mit allerdings viel größeren und glockenförmigen Blüten.

Wir kommen an einer Schmalblättrigen Esche vorbei (Fraxinus excelsior 'Angustifolia'), die einen Stamm mit grob gefurchter, tief eingeschnittener Borke und eine fein verzweigte, lichte Krone hat.

Auf der Böschung unterhalb der Mühle stehen zwei besondere Lindenarten: Tilia X flaccida und Tilia petiolaris.

Wenn Sie jetzt einmal den Mühlenberg bis zum Rehbrunnen hochlaufen, finden Sie dort einen Taschentuchbaum (Davidia involucrata), der im späten Frühjahr durch seine interessanten Blüten auffällt. Er gehört zu den schönsten und exotischsten Blütenbäumen. Die 2 cm großen, rotbraunen runden Blütenköpfchen sind von zwei ungleich großen, rahmweißen, gewölbten Hochblättern umgeben, die zwischen den grünen Laub deutlich auffallen und wie Taschentücher wirken, die in den Baum geworfen wurden. Wenn Sie selber einen solchen Baum bei sich zu Hause pflanzen wollen, müssen Sie etwas Geduld aufbringen: es kann 20 Jahre dauern, bis er zum ersten Mal blüht.

Beim Rückweg wieder nach unten kommen wir an der Sumpfzypresse (Taxodium distichum) vorbei, die mitten auf dem Weg steht und durch einen Brandanschlag geschädigt wurde. Ihre heimatlichen Standorte in Nordamerika liegen im Wasser oder in schlammigen, feuchten Böden. Erstaunlicherweise gedeiht dieser Baum auch auf dem mäßig trockenen und sandigen Boden der Wallanlagen.

Gegenüber der Blumenschule wurde 1999 eine ca. 45-50 Jahre alte veredelte Blutbuche (Fagus sylvatica 'Atropunicea') gepflanzt, die im Gegensatz zu den aus Samen vermehrten rotblättrigen Buchen beständig rote Blätter hat.

Wir laufen durch das noch relativ junge, aber nach alten Vorlagen wieder aufgebaute Kastanienwäldchen, überqueren den Herdentorsteinweg und sehen von hier aus schon direkt hinter der Steinhäuser Vase eine der beeindruckendsten Baumpersönlichkeiten der Wallanlagen, die hier schon seit über 200 Jahren wächst: der türkischen Baumhasel (Corylus collurna). Dieser stattliche Baum mit der breiten, kegelförmigen Krone öffnet schon im Februar die ca. 10 cm langen, grüngelben Blütenkätzchen. Die Baumhasel stammt ursprünglich aus Kleinasien. Der Baum in den Wallanlagen überlebte nicht nur die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs, er trotzte auch einer Windhose, die 1993 schwere Verwüstungen in den Wallanlagen anrichtete. 

An der Wegegabelung unterhalb der Straße Am Wall stehen ein Kuchenbaum und ein Tulpenbaum.

Der Kuchenbaum (Cercidophyllum japonicum) fällt im Sommer durch seine roten Blattstiele auf, die sich von den sommergrünen Blättern abheben. Kommen Sie im Herbst noch mal vorbei: Dann zeigt sich der Kuchenbaum in prächtiger leuchtend bunten Herbstfärbung von gelb über orange zu karmin- und scharlachrot. Der deutsche Name Kuchenbaum ist durch den intensiven Duft nach Zimt und Hefekuchen entstanden, den der Baum zur Zeit des Laubfalls im Herbst verströmt.

Der Tulpenbaum (Liridodendron tulipifera) hat von Mai bis Juni beeindruckende Blüten, die in Form und Größe einer Tulpenblüte sehr ähneln.

Am oberen Eingang zum Theaterberg wächst auf der ersten Terrasse ein Gelbholz (Cladastris lutea), der zur Familie der Schmetterlingsblütler gehört. Der mittelgroße Baum hat robinienähnliche Blätter und ca. 40 cm lange und weiße Blütentrauben.

Schauen Sie sich noch ein wenig um auf dem Theaterberg, Sie finden hier noch eine Stinkesche, einen Blauglockenbaum und eine Scheinhasel. Die Stinkesche (Euodia hupehensis) bring im Juli-August weiß-grünliche, nektarreiche Blüten hervor, der Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa) blüht je nach Witterung von April bis Juni vor dem Laubaustrieb mit violettblauen Einzelblüten an 20-30 cm langen Rispen.

Der Gingko (Gingko biloba) nimmt innerhalb des Pflanzenreichs eine Sonderstellung ein, er zählt weder zu den Laub- noch zu den Nadelgehölzen und gilt als Relikt prähistorischer Baumarten. Heimisch ist er in China, wo er 1730 entdeckt wurde.

Am Präsident-Kennedy-Platz am Ende der Fußgängerbrücke stehen zwei besondere Eichenarten, die Scharlacheiche (Quercus coccinea) und die Sumpf-Eiche (Quercus palustris). Die Scharlacheiche besticht im Herbst durch eine leuchtend rote Herbstfärbung.

An der Contrescarpe, gegenüber der Bischofsnadel, wächst eine Gleditschie (Glediditsia triacantos), im Volksmund auch Christusdorn genannt. Auffällig sind an dem aus dem östlichen Nordamerika stammenden Baum sowohl die gewaltigen Dornen am Stamm und auch an den Ästen, die hellen gefiederten Blätter und die noch im Frühjahr an den Zweigen hängenden, gedrehten, bis zu 40 cm langen, ledrigen rotbraunen Früchte, während die zwar süßlich duftenden Blüten weitaus unscheinbarer sind.

Auf dem Rückweg an der Contrescarpe entlang zwischen Herdentorsteinweg und Bürgermeister-Smidt-Straße sind noch zwei Exoten zu besichtigen, bevor der dendrologische Rundgang am Ansgaritorhaus endet. Aus der Gattung der Walnussbäume steht hier die aus Japan stammende herzfrüchtige Walnuss (Juglans ailantifolia var. cordiformis), die nur sehr selten in Parkanlagen zu finden ist.

Schon häufiger dagegen findet man jetzt den Amberbaum (Liquidambar stryraciflua), der auf den ersten Blick wie ein Ahorn aussieht, aber eine viel borkigere Rinde hat. Er gehört zu Familie der Hamamelisgewächse. Seine 5 bis 7 lappigen dunkelgrün glänzenden Blätter verfärben sich im Herbst von Gelb bis Karminrot bis violett. Im Winter ist die graubraune, mit Korkleisten bedeckte Rinde von Stamm und Ästen sehr zierend.

Es lohnt sich also, mit offenen Augen durch unsere Parkanlagen zu streifen und nach Besonderheiten zu suchen. Wer dies ein wenig vertiefen möchte, dem sei der Link am Ende dieses Artikels empfohlen. 

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