[13] Auf den Spuren einer Flutkatastrophe

Wie alles begann...

Die Ursache der Katastrophe lag in der Ferne. Im Frühjahr 1981 schmolzen große Mengen Schnee im Harz und im Weserbergland - Schmelzwasser ergoss sich in die Flüsse. Zusätzlich fiel Regen. Auch die Weser schwoll an. Auf der Höhe von Bremen schließlich war das Maß voll: Das Weserwehr konnte die großen Wassermengen nicht mehr abführen, ein Deich brach, und die Fluten suchten sich neue Wege durch Äcker, Grünland und Kleingärten. Schlick, Schlamm und Sand legten sich über die Landschaft - für Bremen ein „bahnbrechendes" Ereignis mitten in der Stadt.

Die Weser war jetzt um einen Arm reicher. Mit dem neuen Gewässer entstand auch neue Lebensraumvielfalt: steile und flache Ufer, seichte Wasserzonen, Schlickbänke und kleine Inseln.

Was für die Kleingärtner vor Ort einer Tragödie glich, war für den Naturschutz eine große Chance - das Gebiet wurde unter Schutz gestellt und alles sollte bleiben wie es war.

Und heute?

Fast. Denn die Neue Weser - wie der Seitenarm heißt - wurde von der Weser getrennt und bildet heute einen See, mit mehreren Inseln. Flache Ufer mit seichten Wasserzonen umranden ihn. Südöstlich der Wehrstraße wurde die Landschaft „repariert": Der Weserdurchbruch wurde hier mit ausgehobenem Boden verfüllt und die Flächen ebenso wie die nördlich und südlich an die Neue Weser angrenzenden Areale wieder landwirtschaftlich genutzt.

In Zukunft soll die Weser in ihrem Flussbett bleiben und der Hochwasserschutz gewährleistet sein. Vorsorglich bekam der nahe gelegene Werdersee deshalb eine Verlängerung. Eine Flutrinne schließt ihn heute an die Weser an. Mit dieser neuen Verbindung steht heute ausreichender Rückhalteraum zur Verfügung - falls es wieder einmal zu extremem Hochwasser kommt.

Erlebnisraum Natur

Ein Fernglas erschließt Ihnen die Vogelwelt der Neuen Weser. Vom Rand aus können Sie Vieles beobachten. Zwei Stellen geben Ihnen besonders gute Einblicke auf die Wasserflächen: von der Wehrstraße im Osten und vom Winterweg entlang des Kleingar-tengebietes im Westen. Dort stehen auch Informationstafeln und am Winterweg können Sie von einer Beobachtungsplattform aus ins Gebiet schauen. Zu jeder Jahreszeit lohnt sich der Blick auf den See. Denn fast das ganze Jahr über regt sich dort Vogelleben. Und langweilig wird es auch nicht, denn die Vogelgäste, ob im Herbst, Winter oder Frühjahr, wechseln ständig.

Die Neue Weser hat ihre eigene Geräuschkulisse: Im Sommer ist das laute Zirpen der Grünen Heupferde und anderer Heuschreckenarten, die häufig im Gebüsch sitzen, nicht zu überhören.

Vielleicht begegnet Ihnen auf Ihrem Weg um die Neue Weser auch ein Mitarbeiter der ehrenamtlichen Bremer Naturschutzwacht. Sprechen Sie ihn doch einfach mal an. Er wird Ihnen viel Wissenswertes über dieses ungewöhnliche Naturschutzgebiet erzählen können.

Bremen hat wieder ein Weserkraftwerk

Da das alte Weserwehr solchen Naturereignissen wie oben beschrieben nicht gewachsen war, wurde es abgerissen und ein neues Wehr gebaut. In den letzten Jahren entstand neben diesem neuen Bauwerk unterirdisch ein neues Weserkraftwerk. Seit März 2012 hat es seinen vollen Betrieb aufgenommen.

Technisch anspruchsvoll, da im Tidebereich der Weser gelegen, schwankt die Stromproduktion mit Ebbe und Flut. Das Kraftwerk liefert Strom für 17.000 bremische Haushalte und verhindert dadurch den Ausstoß von 35.500 Tonnen des Treibhausgases Kohendioxyd. Die Anlage mit einer Leistung von bis zu zehn Megawatt (MW) ist eines der größten Neubauprojekte Deutschlands zur Nutzung der Wasserkraft.

Auch in ökologischer Hinsicht setzt das Projekt durch ein innovatives Fischschutzkonzept aus umfangreichen Aufstiegs- und Abstiegshilfen für die in der Weser wandernden Fische Maßstäbe.

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