[3] Kastenienfreuden

Glänzend braun mit weißem Nebelfleck liegen sie jetzt wieder auf Straßen und Höfen, unter anderem auch im Kastanienwäldchen der Wallanlagen am Herdentor, die großen Früchte der Ross-Kastanie (Aesculus hippocastanum). Zum Teil ruhen sie noch in ihrer dicken, grünen, stacheligen Samenkapsel, die vielleicht schon an einer Stelle aufgesprungen ist. Suchen Sie sich doch die schönste frische Kastanie aus und stecken sie sich diese als „Schmeichelstein“ in die eigene Hosentasche. Oder bringen Sie Ihren Kindern oder Enkeln einige zum Basteln mit. Sollte sie enttäuscht sein, dass die glänzende Oberfläche allzu rasch matt wird, reiben Sie doch ein wenig Speiseöl darauf, dann glänzt sie wieder wie zu Anfang. Gar nicht empfehlenswert ist, sie zu essen. Denn die Rosskastanien sind für den Menschen leicht giftig, für viele Tiere allerdings nicht. Die flacher und spitzer aussehenden Esskastanien oder Maronen stammen von einem ganz anderen Baum ab, der sogar zu einer anderen Pflanzenfamilie gehört. Esskastanienbäume (Castanea sativa) haben wir in Bremen auch einige, obwohl sie aus den wärmeliebenden Gegenden Europas stammen. Aber mit dem anhaltenden Klimawandel fühlen sich diese Migranten mittlerweile auch bei uns ziemlich wohl.

Doch zurück zu den"normalen" Rosskastanien. Hier lohnt ein genauerer Blick auf diesen interessanten Baum, einer der wenigen, den wirklich viele Menschen kennen. Das liegt sicher auch an den sehr auffälligen fünf- bis siebenblättrigen „Fingerblättern“. Schauen Sie sich jetzt mal den Stamm dieses Baumes genauer an: die raue Borke verläuft bei den meisten Kastanien nicht geradlinig nach oben, sondern verdreht. Fühlen Sie einmal die grobe Schuppen-Rinde an. Das und der Drehwuchs sind für diesen Baum sehr charakteristisch. Wenn Sie sich diese Merkmale einprägen, können Sie Kastanien schon allein an ihrer Rinde erkennen und bestimmen. Sehen Sie an den Ästen die nach oben gebogenen Knospen? Es sind übrigens mit die größten unserer Bäume. Sie glänzen und sind sehr klebrig. Damit schützen sie sich vor Pilzen und tierischen Schädlingen, aber auch vor Kälte und Wind.

Die dicken Knospen an der Astspitze beinhalten schon den kompletten neuen Trieb für das nächste Frühjahr, inklusive Blüten, die im Mai aufgehen und wie Kerzen leuchten. Zu diesen Blüten gibt es auch eine spannende Geschichte zu berichten, doch das wird erst im Naturerlebnistipp Frühjahr Nr. 27 erzählt. Dort wird auch näher über die beängstigende Entwicklung der Kastanienminiermotten geschrieben. Um dieses Problem etwas einzudämmen, hat sich bisher das Absammeln des Laubs als sinnvollste Maßnahme erwiesen, weil sich darin die Puppen des Schädlings aufhalten. Auch ein Zerhäckseln und Kompostieren ist hilfreich, da die Puppen bei 50 bis 70 Grad Celsius abgetötet werden. Das Bedecken der Blätter mit einer 10 cm hohen Erdschicht oder einer stabilen Folie sind weitere Möglichkeiten, denn es verhindert den Larvenschlupf. Allerdings werden durch diese Maßnahmen einerseits auch andere im Laub überwinternde Tiere getötet, andererseits hilft das ganze nur gegen die erste Generation der Motten. Dies hilft den Kastanien aber schon, denn die Bäume bauen ihre Reservestoffe für den Neuaustrieb bereits im Frühjahr und Frühsommer auf. An diesem Thema wird international intensiv geforscht.

Quellen: Baensch, Nicole: Die Bedeutung der Rosskastanie im städtischen Bereich am Beispiel Berlin, TU Berlin 2004

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