[2] Krähenzug über der Stadt

Schlafplätze am Weserwehr und im Stadtwald

Innerhalb von wenigen Minuten versammeln sich hunderte von Krähen laut krächzend abends auf Bäumen. Im Herbst kommen sie zu gemeinsamen Schlafplätzen zusammen – dieses plötzliche Auftreten der schwarzen Vögel bietet ein Naturschauspiel, das Menschen schon immer beeindruckt hat. Oberhalb des Weserwehrs in Bremen, aber auch im Stadtwald an mehreren Stellen oder dem Huckelrieder Friedhof versammeln sich auf hohen Bäumen gemischte Schwärme aus Rabenkrähe (Corvus corone corone) und Saatkrähe (Corvus frugilegus), zu denen sich oft auch die kleineren Dohlen (Corvus monedula) gesellen. Alle drei Arten gehören zur Gruppe der Rabenvögel, zu denen zum Beispiel auch Elster und Eichelhäher zählen. Doch nur die drei dunkel gefärbten Arten versammeln sich abends zum gemeinsamen Schlaf. Bis zu 100.000 Tiere können sich an einem Schlafplatz versammeln, der tradiert und jahrzehntelang beibehalten wird.

Zuzügler aus Ost- und Nordeuropa

Allerdings kommt im Herbst auch reichlich Bewegung in die Populationen: Im Oktober wird der Bestand an Saatkrähen, die in Bremen siedeln, um ost- und nordeuropäische Zuzügler bereichert. Den ganzen Winter über bleiben diese gemischten Populationen nachts in den großen Schlafkolonien zusammen. In der Morgendämmerung verstreuen sie sich wieder zur Nahrungssuche in der Landschaft, um sich gegen Sonnenuntergang in zunächst kleineren Trupps erneut zu sammeln.

Alle drei Arten leben monogam

Auch wenn Raben-, Saatkrähen und Dohlen im Herbst sich an den Schlafplätzen mischen, unterscheiden sie sich doch in ihrem Sozialverhalten: Die Saatkrähe ist ein durch und durch sozial lebender Vogel, der stets scharenweise auftritt. Stets gesellig bleibt auch die Dohle, wobei innerhalb der Schwärme die Paare zusammenbleiben. Dagegen separieren sich die Rabenkrähen zur Brutzeit etwa ab März, wobei die noch nicht brütenden Jungvögel weiterhin in Gruppen zusammen bleiben –so genannte Nichtbrüter-Schwärme aus lauter Jugendlichen. Eines jedoch haben alle drei Arten gemeinsam: Sie leben in strikter Monogamie, in einer Ehe, die in der Regel ein ganzes Leben lang hält.

Das Stochern von Krähen in Abfällen mag manchmal etwas unappetitlich wirken. Dabei sollte man aber nicht vergessen: Krähen sind wirksame Beseitiger von Aas und erfüllen damit eine wichtige ökologische Funktion.

 

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