[6] Die Wiederaufgetauchten
Abtauchen, um aufzutauchen
Regelmäßig wieder aufzutauchen gehört zu ihrem Lebenszyklus: Nachdem die Krebsschere (Stratiotes aloides) im Winter regelmäßig in der Tiefe eines Gewässers verschwindet, ist sie im Frühling plötzlich wieder da. Sie zieht in der kalten Jahreszeit ihre Rosette auf den Grund des Gewässers, um Knospen für das nächste Frühjahr zu bilden.
Ihre sägezahnartigen Blätter bilden eine trichterförmige Rosette, die an eine Aloe erinnert. Doch die bundesweit gefährdete Krebsschere ist eine Wasserpflanze, die zu den Froschbissgewächsen gehört. Im Bremer Raum hat sie innerhalb Deutschlands einen deutlichen Verbreitungsschwerpunkt
Auf Überschwemmungen angewiesen
Wenn die Mutterpflanze im Winter auf dem Grunde des Gewässers ruht, bildet sie zahlreiche Tochterpflanzen. Diese werden im Frühjahr bei Hochwasser verdriftet und besiedeln dann neue Lebensräume. Doch im Zuge der Eindeichungen von Flüssen und der Trockenlegung der umliegenden Marschen blieben großflächige Überschwemmungen aus, und die Krebsschere konnte sich nicht mehr auf natürlichem Wege verbreiten.
Tiere im Schlepptau der Krebsschere
Die Krebsschere verdient unseren besonderen Schutz, weil drei Tierarten eng an sie gebunden sind: die zwei Libellenarten Grüne Mosaikjungfer (Aeshna viridis) und Keilflecklibelle (Aeshna isosceles) sowie der Krebsscheren-Zünsler (Paraponyx stratiotata), dessen Raupe sich aus Pflanzenteilen einen Köcher zusammenspinnt, der unter Wasser an den Krebsscherenblättern befestigt wird.
Der Osterholzer Friedhof - nicht nur wegen der Krebsscheren einen Besuch wert
Bis in den Juli hinein können Sie die weiße Blüte der Krebsschere finden. Sie besteht aus drei Kronblättern mit einem gelben „Vermehrungszentrum". Gräben mit großen Krebsscherenbeständen findet man in einigen Teilabschnitten großflächiger Feuchtgrünlandgebiete in Bremen wie dem Hollerland, dem Werderland oder dem Niedervieland, doch überraschenderweise auch auf einem Gottesacker: Auf dem Osterholzer Friedhof besiedelt die Krebsschere vor allem die Gräben in den nördlichen Bereichen.
Diese letzte Ruhestätte, die mehr als 100.000 Verstorbene fasst, ist mit fast 80 Hektar Fläche eine der größten Friedhöfe in Norddeutschland und wurde zu Anfang des 20. Jahrhunderts angelegt. Der parkartige Charakter lässt zeitweise vergessen, dass man sich überhaupt auf einem Friedhof befindet. Die streng axiale Gliederung durch Kanäle und Alleen mit einer Lindenallee als zentraler Achse hatte Vorbildwirkung für Friedhöfe in ganz Deutschland. Charakteristisch für einen Friedhof in einer feuchten Marschlandschaft war auch, die Gräberfelder nicht nur durch Hecken, sondern auch durch Wassergräben voneinander abzugrenzen, in denen auch die Krebsschere heimisch geworden ist.
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